Eine der Antworten die Bitcoin gab, war auf die Frage wie ich jemanden etwas senden kann und im Nachhinein auch beweisen kann, dass ich es gesendet habe, ohne einem Dritten vertrauen zu müssen. Dieser verteilte Konsens ist eine enorme Leistung die man nicht überschätzen kann.

Als gegen Ende 2017 der Ansturm sowohl auf das All-Time-High wie auch die Börsen began, wurde schnell etwas klar: Es gibt Schwierigkeiten mit der Skalierung der Bitcoin-Blockchain. Sie konnte nicht im gleichen Umfang mit den neuen Interessierten mitwachsen und „verstopfte“.

Transaktionen wurden unverhältnismäßig teuer. Teilweise über 30€! Zum Vergleich, während ich diese Zeilen tippe, kostet eine Transaktion ca. 0,17€.

Ein weiteres Problem der Blockchain ist, dass alle Daten die verarbeitet werden sollen, den verarbeitenden Parteien bekannt sein muss. Auf gut Deutsch: Der Miner muss die Daten in der Transaktion aber im Falle von Ethereum auch des Smart Contracts lesen können damit das Ergebnis errechnet werden kann.

Bei Bitcoin ist das Ergebnis ob eine Transaktion durchgeführt werden kann oder nicht, für Ethereum gibt es eine vielzahl an sehr komplexen Zustandsänderungen. Kurz gesagt: Wenn ich versuche eine Anwendung auf Basis von Ethereum zu bauen, die sensible Daten wie Religionszugehörigkeit, ethnische Herkunft, etc. enthält, mache ich sie mit meinem Smart Contract defakto öffentlich.

Enigma – Side-Chain to the Rescue

Engima versucht sich sowohl dem Skalierungsproblem wie auch dem Problem der fehlenden Privatssphäre anzunehmen.

Die Idee ist relativ simpel. Rechenintensive Operationen die auf sensible Daten zugreifen sollen, werden in ein Netzwerk ausgelagert, dass außerhalb der Blockchain läuft. Dieses Netzwerk stellt ein echtes, verteiltes System zur Verfügung in dem die Aufgaben auf mehrere Rechner verteilt werden. Das
Telegram Open Network bietet ein ähnliches Feature, allerdings tritt Enigma nicht in Konkurrenz mit anderen Multi-Blockchains wie NEO, Polkadot, usw. sondern versucht eine Komplementärtechnologie umzusetzen.

Ähnlich wie bei SETILive, werden die Aufgaben in Teilprobleme zerlegt die von mehreren Rechnern gleichzeitig gelöst werden können. Dadurch ist es um ein vielfaches performanter und energiesparender als zB. die Ausführung eines Smart Contracts in Ethereum, da dort ein jeder Mining-Knoten den Smart Contract ausführen muss.

Doch hinter Enigmas Ansatz steckt mehr Einfallsreichtum als man auf den ersten Blick denkt.

Formale Methoden – die Fundamente der Informatik

Das Konzept hinter Enigma nennt sich Multi Party Computation (kurz MPC) und beschäftigt sich mit dem Problem wie eine Rechenaufgabe auf

  • Beliebig viele Computer verteilt werden kann
  • Die Eingabeparameter den ausführenden Computer verborgen bleiben können

Diese recht junge Teildisziplin der Informatik wurde Anfang der 80er beschrieben. Kurz gesagt ist es dadurch möglich, das Ergebnis einer Addition auszurechnen ohne dass die berechnenden Computer mehr als ihren ihnen bekannten Summanden kennen müssen.

Mehrschichtige Architektur des verteilten Rechnen mit anonymisierten Eingabedaten. Graphik stammt aus dem Whitepaper.

Ich versuche das ganze mit einem Beispiel zu illustrieren: Stellen Sie sich vor, Sie stehen in einem Aufzug der bereits bis zum bersten gefüllt ist. Der Aufzug hält im vierzigsten Stock und eine sehr beleibte Dame steigt zu. Sie sorgen sich um das zulässige Höchstgewicht und einen schmerzvollen Tod durch einen Aufzugsabsturz, gleichzeitig möchten Sie die dicke Dame nicht bloß stellen.

Mittels MPC kann das Gesamtgewicht aller Fahrgäste berechnet werden ohne dass Sie oder die dicke Dame ihr Gewicht in der exakten Kilogrammanzahl öffentlich aussprechen muss.

Wer in die mathematischen Hintergründe dieser faszinierenden Technologie eintauchen möchte, kann die Zusammenfassung im Enigma-Whitepaper nachlesen und auch den Quellenverweisen folgen.

Off-Chain Storage

Das Enigma-Netzwerk soll auch einen verteilten Speicher zur Verfügung stellen, der von Haus aus Daten verschlüsselt und über eine fein granulierte Zugangskontrolle sicherstellt, dass nur berechtigte Computer die Daten für den vorher definierten Zweck entschlüsseln können. Also zB. um das Gesamtgewicht zu errechnen kann das Gewicht als Summand verwendet werden, allerdings nicht als Zahl ausgelesen werden.

Enigma unterscheidet zwischen öffentlichen Daten die öffentlich einsehbar auf der Blockchain die, die Ausführung in Enigma per Transaktion ausgelöst hat, und Daten im Eniga-Netzwerk.

Zentral oder Dezentral – das ist die Frage

Enigma definiert das Off-Chain Netzwerk als dezentrales Netzwerk. Wie bei jedem anderen dezentralen Netzwerk, stellt sich die Frage, warum Sie einen Computer als Teilnehmer daran aufstellen sollten.

Enigma beantwortet diese Frage mit Gebühren die für die Kalkulation und das Speichern der Daten anfällt. Um zu verhindern, dass das Netzwerk angegriffen wird von bösen Buben die ihre Knoten aufstellen und sich dann nicht an die Spielregeln halten, kostet das Eingliedern des eigenen Computers eine Kaution.

Damit handelt es sich im Blockchain-Sprech um kein richtig öffentliches Netzwerk, da der Zugang permissioned ist.

Enigma und IOTA – eine zerrüttete Beziehung

Während der technologische Ansatz von Enigma sowohl in Verbindung mit einer Blockchain wie auch dem Tangle funktioniert, gab es in der Vergangenheit Verwerfungen die vor allem die IOTA-Community sehr persönlich genommen hat.

Grund dafür ist die Digital Currency Initiative, einer Forschungsgruppe am MIT, die bei einer Analyse von IOTAs Verschlüsselungs- und Hash-Algorithmen, verschiedene Fehler gefunden hat. Diese wurden von den IOTA-Entwicklern rasch behoben – allerdings blieb auch danach noch viel generellere Kritik an der Herangehensweise stehen. Ein Punkt war dabei, dass es töricht sei seine eigene Kryptographie zu entwickeln anstatt auf bekannte und geprüfte Verfahren zu setzen. Auch IOTA lies sich nicht lumpen und veröffentlichte eine ausführliche Gegendarstellung.

Dann wurden Emails der Kommunikation zwischen der DCI und IOTA veröffentlicht. IOTA prüfte daraufhin, ob es sich dabei um einen Vertragsbruch handelte.

Sie kamen zum Ergebnis, dass dem so sei und klagten.

Über die Website der DCI und Enigma, lässt sich leicht herausfinden, dass der Enigma CEO Guy Zyskind auch Teil der DCI ist. Da sowohl IOTA wie auch Enigma einen Datenmarktplatz anbieten, gab es einige Beobachter die sofort Enigma als Scam attackierten.

Ich kann nicht beurteilen, wie plausibel die Vermengung der Interessen von Enigma und DCI ist, ich halte es allerdings für sehr unwahrscheinlich, dass Enigma generell ein Scam-Coin ist. Disclaimer: Ich hab mir ein paar Enigma-Token gekauft.

Enigma als Investment

Enigma ist ein ERC20-Token mit einem Cap von 150 Millionen Token insgesamt.

Die Hälfte der Token wurde über den Token-Sale in Umlauf gebracht. Ein Viertel der Token behält sich das Enigma-Team, das vierte Viertel soll als Anreiz für Lizenzierungen, Handelsbewerbe, etc. aufgespart werden. Defakto behält Enigma die Kontrolle über 50% der Token.

Der Graph sieht aktuell etwas verstören aus.

Coingecko-Kursverlauf

Zu hoffen bleibt, dass der Aufwärtstrend gehalten werden kann.

Conclusio

Mich hat das Whitepaper beim ersten Mal umgehauen. Ich habe sofort gekauft. Das war leider im Dezember, weshalb ich aktuell bei über -50% Wertverlust bin. Langfristig glaube ich aber nach wie vor an diesen Token.

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