Im Handelsblatt ist einer der berüchtigten „Der Bitcoin ist tot!“ Artikel erschienen. Der Artikel Die Zeit des Bitcoin ist abgelaufen baut sein Requiem vor allem auf dem Chor der Klimaschützer auf.

Meine erste Intuition war: So ein Unsinn! Ich habe doch schon in einem Forumskommentar gelesen, Computerspiele würden mehr Strom verschlingen.

Auf den zweiten Blink dachte ich mir dann: Fair enough. Da gab es schon dümmere Argumentationen weshalb der Bitcoin sterben müsse. Um mir etwas Klarheit zu verschaffen, habe ich mir einige Zahlen zusammen gesucht um das überschlagsmäßig abzuschätzen.

Bitcoin – Show me the numbers

Auf dem Digiconomist habe ich eine interessante Seite bzgl. des Energieverbrauchs von Bitcoin gefunden. Aktuell verbraucht Bitcoin-Mining nach deren Schätzung etwa 58,43TWh. Ausgeschrieben ergibt das folgende Zahl: 58.430.000.000.000Wh.

Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Vierpersonenhaushalt in Österreich verbraucht lt. stromliste.at ca. 4.200.000Wh im Jahr. Kurz gesagt, sehr, sehr viel weniger.

Dementsprechend mag der Vergleich den Digiconomist mit Ländern macht, sogar passend erscheinen.

PS4, XBone und Switch – Stromfresser im Wohnzimmer

Um das ganze in Relation zu setzen, möchte ich, kurz noch aufschlüsseln wie das Mining und dessen Energieverbrauch im Vergleich mit dem Energieverbrauch von Heimkonsolen abschneidet. Meine Initialrecherche began alleine mit den Zahlen für die vereinigten Staaten.

Die Zahlen im Überblick:

Anzahl Quelle
Konsolenspieler in den USA 162.000.000 Marketingcharts.com
Durchschnittsspielzeit pro Tag 30min Marketingcharts.com
Konsolenverbrauch pro Stunde ca. 60W EnergyUseCalculator

Daraus lässt sich leicht errechnen, wie hoch aktuell der Energieverbrauch von Spielkonsolen in den USA ist.

Das ergibt insgesamt 1,8TWh.

Lt. Statista gibt es aktuell ca. 638.000.000 Konsolenbesitzer weltweit. Das erhöht den weltweitenverbrauch auf insgesamt 6,99TWh. Der Verbrauch von PS4 und co. ist also deutlich geringer als der von Bitcoin.

Schwerverkehr im Vergleich

Die Quellenlage für LKWs ist recht dürftig. Ich habe folgende Annahmen getroffen:

  • Durchschnittlicher LKW hat 450 PS (Annahme nach Internentrecherche)
  • Ein Gütertransit-LKW ist 56 Stunden pro Woche im Einsatz (abgeleitet von der Arbeitszeittabelle in Österreich). Annahme: LKWs werden 60% tatsächlich genutzt. (32 Wochen)
  • Anzahl der Transit-LKWs in EU: ca. 3.100.000 (Schätzung: 30% der in der EU registrierten Schwernutzfahrzeugen)
  • 1 PS = 735 Watt

Nach dieser groben Abschätzung kommt man auf die Rechnung:

Das sind 1.837,4TWh.

Ist das wissenschaftlich sauber und mit perfekt zitierbaren Quellen? Nein. Das ist eine sehr grobe Abschätzung, die ich bei besserer Quellenlage gerne jederzeit korregiere. Es ist dennoch interessant, sich hier die Relationen bewusst zu machen.

Stromfresser – Lüge oder nicht?

Ich empfinde die Bereitstellung eines dezentralen Transaktionssystem nicht als Energieverschwindung. Der Güterverkehr ist meiner Einschätzung nach zwar deutlisch wichtiger, auf den signifikant höheren Energieverbrauch gerechnet allerdings auch nicht besser oder schlechter.

Man sollte sich allerdings auch bewusst machen, dass Digiconomist eine lineare Wachstumsrate für den Bitcoin-Energieverbrauch von ca. 6 TWh pro Monat annimmt. Damit wäre es nur eine Frage der Zeit bis es ein unwirtschaftlicher Stromfresser wird. All diese Modellrechnungen nehmen allerdings Netzwerkerweiterung wie Lightning nicht in die Berechnungsgrundlage auf.

Mit den Worten von Fred Sinowatz: „Es ist alles sehr kompliziert.“ Lüge ist es nicht – allerdings auch noch nicht Fakt. Es ist eine These die sich mit der Zeit bewahrheiten oder falsifizieren wird.

 

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